Euer neues Album nennt sich „Live in der Wachau“ und ist in Kooperation mit dem „Jazzorchester Vorarlberg“ entstanden. Wie kam es zur Kooperation?
Max Gaier: Die Zusammenarbeit lag irgendwie auf der Hand, weil bereits einige Leute aus unserer Band mit Musikern vom Jazzorchester Vorarlberg zusammengearbeitet haben. Martin Eberle war zum Beispiel schon einmal als Gast auf unserem Album „Gut genug für die City“ zu hören. Das Jazzorchester macht immer wieder Kooperationen mit anderen Künstlern und jetzt waren wir an der Reihe.
Bobby Slivovsky: Obwohl die Band Jazzorchester Vorarlberg heißt, wohnen die meisten Mitglieder in Wien wie zum Beispiel der Pianist/Keyboarder Benny Omerzell, Martin Eberle oder sein Bruder, der Schlagzeuger Christian Eberle. Man kann sagen, wir schätzen uns als Musiker einfach gegenseitig und freuen uns über die Zusammenarbeit.
Wann habt ihr die ersten gemeinsamen Konzerte mit dem Jazzorchester Vorarlberg gespielt?
Max Gaier: Wir sind im Dezember 2019 zwei Mal in der großen Besetzung aufgetreten, einmal in Wien im „Porgy&Bess“ und in Vorarlberg. Kurz danach kamen wegen Corona die diversen Lockdowns und eine Pause von eineinhalb Jahren. Das nächste Konzert war erst beim „Glatt & Verkehrt“-Festival in Krems 2021, wo wir das „Live in der Wachau“-Album mitgeschnitten haben.
Wie habt ihr die Lieder für „Live in der Wachau“ aus den mittlerweile sieben Studioalben von „5/8erl in Ehr’n“ ausgesucht?
Max Gaier: Es gab verschiedene Menschen, die Songs für dieses Projekt arrangiert haben und sie waren auch für die Song-Auswahl verantwortlich. Martin Eberle wollte beispielsweise unbedingt dass wir „Heit hea I dem Regen zua“ aufnehmen, weil er dafür schon eine Idee parat hatte. Von Miki Liebermann kommt das Arrangement von „Cafe Laternderl“. Hannibal Scheutz hat gemeinsam mit dem Jazzorchester-Posaunisten Phil Yaeger das Lied „Wunderschöner Mai‘“ bearbeitet. Es waren prinzipiell einfach die Stücke, wo schon ein bisschen eine Idee zur Bearbeitung für eine größere Besetzung da war.
Bobby Slivovsky: Natürlich wollten wir auch ein paar „5/8erl in Ehr’n“ – Klassiker dabeihaben. In Fußball-Jargon übersetzt: Wir haben nicht die besten Lieder aufgestellt, sondern die richtigen (schmunzelt).
Miki, du hast das Arrangement für „Cafe Laternderl“ komponiert. Wie hat sich das ergeben?
Miki Liebermann: Die anderen am Projekt mit dem Jazzorchester beteiligten Arrangeure haben bereits früher begonnen an Stücken zu arbeiten, deshalb waren einige Lieder schon vergeben. Ich wollte dann eigentlich für drei Stücke die Arrangements machen, es ist aber nur eines fertig geworden, das war „Cafe Laternderl“.
Deine Deutung der Nummer geht in Richtung grooviger Afropop – was hat dich dazu inspiriert?
Miki Liebermann: Ich war schon öfter als Gitarristin in Rai-Bands (der Rai ist eine algerische Volks- und Populärmusik, entstanden in Westalgerien Anm.d. Red.) engagiert und wir sind auf Festivals in Afrika aufgetreten. Beim ersten Mal waren wir bei einem tollen Festival in in El Aaiún in Marokko eingeladen. Da waren viele Bands aus West- und Zentralafrika mit dabei. Also circa hundert afrikanische Musiker auf einem Fleck und nur zehn Europäer (schmunzelt)! Ich liebe diese afrikanischen Grooves! Meine Mutter hat früher auch viele solche Latin Jazz- beziehungsweise Bossa Nova-Sachen gehört. Der groovige Rhythmus von „Cafe Laternderl“ ist an diese Einflüsse angelehnt.
Was hat euch bei der Zusammenarbeit zwischen „5/8erl in Ehr’n“ mit dem Jazzorchester Vorarlberg am meisten überrascht?
Max Gaier: Mich hat schon beim ersten Konzert im „Porgy & Bess“ 2019 sehr positiv überrascht, dass bei fünfzehn Personen auf der Bühne so eine Energie da ist, wie wenn jeder für jeden spielt. Es ist manchmal in der Band nicht immer leicht, zu fünft eine gemeinsame Stimme beziehungsweise eine Energie hinzukriegen. Ich habe mich gewundert, wie gut das mit dem Jazzorchester funktioniert hat, obwohl da noch mehr Leute dabei sind. Dass sich jeder und jede dem großen Ganzen so toll ein- beziehungsweise unterordnet, hat mich sehr gefreut.
Bobby Slivovsky: Mir ist auch aufgefallen, dass wir als Kollektiv auf der Bühne eine gute Energie haben. Es ist schön, wenn dich zusätzlich zu deiner eigenen Band noch zehn Leute mehr anlachen. Mir fällt diesbezüglich die Anekdote ein, dass ich sehr froh war, wieder einmal mit einem Schlagzeuger zu spielen, was bei „5/8erl in Ehr’n“ normalerweise nicht der Fall ist. Ich habe zum Christian Eberle gesagt, wie es schön es ist, sich in seinen Groove hinzusetzen und dadurch irgendwie ein bisschen Verantwortung abzugeben (schmunzelt). Er meinte nur: Geh, bei euch muss ich ja eh nur mitspielen! Es scheint sich also für beide Gruppen teilweise so anzufühlen, wie wenn man mit den jeweils anderen nur einfach mitspielen muss.
Es war sicher auch eine tolle Erfahrung, eure Songs einmal mit Orchester beziehungsweise in großen Bigband-Arrangements zu hören?
Bobby Slivovsky: Wie fett und bombastisch eine ruhige Ballade auf einmal werden kann, die vorher nur in der eigenen Fantasie fett und bombastisch ist, ist schon faszinierend. Ich finde es wichtig, dass man nicht vergisst, wie fantastisch es ist, dass man mit so guten Musikern und Musikerinnen zusammenspielt. Für uns als „5/8erl in Ehr’n“ ist das teilweise manchmal schon selbstverständlich, weil wir über die Musik hinaus auch alle gut befreundet sind. Wenn man länger in einer Band zusammen ist, kennt man – um wieder in´s Fußball-Jargon zu wechseln – die Laufwege des anderen schon sehr gut und man weiß oft schon im Vorhinein genau, was der andere macht. Durch die Zusammenarbeit mit dem Jazzorchester beziehungsweise einem großen Ensemble kommt wieder ein bisschen Abwechslung in die Sache hinein.
„5/8erl in Ehr’n“ wurden 2006 gegründet. Ist es für euch als Band generell wichtig sich immer neue Herausforderungen zu suchen?
Max Gaier: Auf jeden Fall. Ich glaube, dass jedes neue Album eine Herausforderung sein kann und sollte. Wir sind auch keine Band, die schon 30 Alben herausgebracht hat, sondern wir haben immer mit Bedacht ausgewählt, was wir veröffentlichen. Der neue Klangkörper mit dem Jazzorchester verleiht uns auf jeden Fall wieder neue Möglichkeiten und inspiriert. Das erweitert die Vorstellungswelt in Bezug auf neue Songs.
Miki, wie und wann bist du eigentlich zu „5/8erl in Ehr’n“ dazugekommen?
Miki Liebermann: Über meinen ehemaligen Ex-Ostbahn Kurti -Bandkollegen Harry Pierron, das war circa 2007. Er hat damals am Konservatorium unterrichtet, war unser liebster Klaviernebenfachlehrer und hat nebenbei bei „5/8erl in Ehr’n“Akkordeon gespielt. Harry Pierron hat dann die „Achterln“ nach einiger Zeit wieder verlassen, aber über ihn wurde ich Gitarristin der Band. Harry meinte zu mir: das sind junge, talentierte Burschen, schau´ dir das einmal an! Ich habe früher in vielen Bands gespielt, hatte teilweise bis zu zehn Projekte gleichzeitig. Du merkst aber dann oft, dass sich eine Band nicht weiter entwickelt. Zu Beginn ist es oft aufregend, aber später stimmt manchmal aus verschiedensten Gründen die Energie nicht mehr. Irgendwer hat notorisch keine Zeit um zu proben etc. – es gibt hunderttausend Gründe, warum sich Projekte wieder auflösen. Aber bei „5/8erl in Ehren“ hatte ich gleich das Gefühl: das passt, aus dem kann etwas werden!
Vielen Dank für das Gespräch!
CD/LP: 5/8erl in Ehren & Jazzorchester Vorarlberg – „LIVE IN DER WACHAU“ (Viennese Soulfood Records)
Termine:
02.08.2023 Theater im Park, Wien
07.10.23 Orpheum, Wien
08.11.23 Stadtsaal, Wien
13.12.23 Porgy&Bess, Wien
5/8erl in Ehren ist eine aus Wien stammende Band. Ihren Stil umschreibt die im Sommer 2006 gegründete Gruppe gerne als „Wiener Soul“. Die Texte werden von den beiden Sängern auf Wienerisch vorgetragen. Die Kompositionen nehmen Anleihen beim Wienerlied, beim Jazz und bei Grooves aus Soul und Blues. Die spezielle Klangfarbe der Band ergibt sich dabei auch aus der Instrumentierung mit Kontrabass, akustischer Gitarre und Wurlitzer beziehungsweise Akkordeon. Zur aktuellen Besetzung gehören Max Gayer (Gesang), Bobby Slivovsky (Gesang), Hannibal Scheutz (Gesang/Kontrabass), Miki Liebermann (Gitarre) und Clemens Wenger (Wurlitzer/Akkordeon). www.5achterl.at
Das Jazzorchester Vorarlberg wurde 2005 von Martin Eberle und Martin Franz initiiert, um der heimischen Jazz- und Improvisationsszene eine professionelle Plattform zu bieten. Seitdem konnte sich das experimentierfreudige Ensemble durch genreübergreifende Projekte, zahlreiche Konzerte im In- und Ausland, Live-Übertragungen im nationalen und internationalen Radio, mehrere CD-Produktionen, Pressestimmen und Konzerten in Österreich, Deutschland und der Schweiz, „als eine Speerspitze der neuen, auch international beachteten Jazzwelle im ‘Ländle’ profilieren“ (Andreas Felber, 2014) und als professionelles Jazzorchester in der österreichischen Musik- und Jazzszene etablieren. Durch Kollaborationen mit international anerkannten Künstlerinnen – die da u.a. wären: Peter Herbert, Andreas Schreiber, Ed Paryla, Jon Saß, Johannes Berauet, Uri Caine, Lukas Niggl, Daniel Riegler, Jazzwerkstatt Wien, Vokale Neuburg, Festspiele Bregenz, HK Gruber – konnte das Jazzorchester Vorarlberg v.a. mit Auftragskompositionen und Uraufführungen sowie mit seinem ausgewogenen Orchesterklang überzeugen. Das Live-Album „Live in der Wachau“ von „5/8erl in Ehren“ und dem Jazzorchester Vorarlberg wurde am 31. März 2023 auf Viennese Soulfood Records veröffentlicht.
www.jov.at
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